AIS für Einsteiger  
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Autor: Rüdiger Hirche - Bitte beachten Sie Copyright & Haftungsausschluss

   
 
     

 

 

 

 

 

Um diese Frage beantworten zu können, muß man zunächst den prinzipiellen Unterschied beider Systeme betrachten:

Radar ist ein Messsystem.
Mit Hilfe einer rotierenden Antenne sendet das Radargerät in schneller Folge energiereiche Hochfrequenz-Messimpulse aus.
In ebenso schneller Folge schaltet das Radargerät zwischen den Messimpulsen auf Empfang uns lauscht, ob der Messimpuls als Echo von einem Objekt reflektiert wird.
Dieses Prinzip nennt man auch den "Fledermauseffekt", denn dieses clevere Tier macht etwa das gleiche mit Ultraschall-Schreien.

Das Radargerät lauscht nicht nur auf das Echo, es misst die Zeit, die Zwischen Aussenden des Messimpulses und Empfang des Echos vergeht und merkt sich gleichzeitig die Winkelstellung der rotierenden Antenne.
Aus Zeitdifferenz und zugehöriger Winkelstellung kann die Radarsoftware nun sehr exakt die relative Position des reflektierenden Objektes berechnen und auf dem Bildschirm darstellen.

Das Radarbild ist also das Ergebnis von Messungen.

AIS ist ein Informationssystem.
Es kann nur Infomationen Anzeigen, die von einem anderen Objekt ausgesendet wurden.
Ist der AIS-Sender des anderen Schiffes defekt oder möchte das Schiff nicht erkannt werden, bleibt der AIS-Bildschirm leer.

Jetzt sollte der Unterschied klar sein:
Wenn es dem anderen Schiff nicht gerade per Stealth-Technik gelingt, Radarechos zu unterdrücken, wird es vom Radar sicher erfasst (sofern es sich im Erfassungsbereich des Radargerätes befindet).Schiffe ebenso wie Felsen, Container, Uferkanten usw.
Während also das Radargerät Objekte in seinem Erfassungsbereich (ca. 10-20 Seemeilen je nach Gerät) sicher erfasst,
liefert das AIS-Gerät keine Sicherheit, alle Objekte in seiner Nähe zu erfassen: Felsen und Piraten senden keine AIS-Informationen...

Aus der Sicht des Langfahrt-Blauwasserseglers lautet daher die Antwort auf die Frage "Ersetzt AIS das Radar ?" ganz klar NEIN.
Es gibt jede Menge Situationen, in denen das Radar dem AIS klar überlegen ist:

Radar zeigt alle passiven Objekte an (sofern sie sich im Erfassungsbereich befinden und nicht durch andere Objekte verdeckt sind).
- Also auch Fischer ohne AIS.
- Schiffe, deren AIS defekt ist oder die AIS absichtlich abgeschaltet haben.
- Treibende Container (sofern sie weit genug aus dem Wasser ragen).
- Squalls (das sind Regenzellen mit Wind in Sturmstärke)
- Küstenlinien (man kann einen genauen Abstand zur Küstenlinie halten)
- Ankerbuchten (man sieht exakt, wo man in der Bucht liegt)
- Passagen (man kann sich genau in der Mitte einer Einfahrt halten)
und und und...

Jetzt könnte man denken: Wozu dann noch AIS?
AIS ist die perfekte Ergänzung zum Radar.
Wenn auch der leere AIS-Bildschirm nie heißen kann: "voraus alles frei", so bietet AIS doch einige Merkmale, die Radar nicht bieten kann:
- AIS zeigt nicht nur die relative Position, sondern auch die exakte GPS-Position des anderen Schiffes an.
- AIS liefert detaillierte Informationen über das Schiff (siehe (3) Welche Informationen liefert AIS ?)
- AIS zeigt Schiffe aus größerer Entfernung an.
- AIS zeigt sogar Schiffe an, die von einem Hindernis (Küstenvorsprung, Berg usw.) verdeckt sind.
Und ganz wichtig: AIS zeigt an, ob ein (großes) Schiff Ruder legt bzw. dreht bzw. seinen Kurs ändert.
Das kann für eine Segelboot, das im Fernglas einen riesigen Bug auf sich zukommen sieht, ganz schön Nerven schonend sein...

Und schließlich:
- AIS zeigt schon aus größerer Entfernung Sperrgebite (Windparks, Ölfelder usw.) an, die mit AIS markiert sind.
Genaueres hierzu in "AIS in Theorie und Praxis" (Verlag Delius Klasing).

AIS ist also eine hervorragende Ergänzung zum Radar, ersetzt dieses aber nicht !


 

 
 
   
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Impressum   letzte Änderung : 21.02.2014 Copyright Rüdiger Hirche